City-Transformer Transkript Episode 31: Mit Digitalen Dörfen den Gartenzaun verlängern  -Dr. Carola Croll von der Stiftung Digitale Chancen

FRH: [00:00:00] Willkommen beim Podcast City Transformers mit Franz-Reinhard Habbel.

ML: [00:00:04] Und Michael Lobeck. Erfahren Sie, wie die Digitalisierung die Städte verändert.

FRH: [00:00:14] Für. Ich begrüße Sie herzlich zu einer weiteren Episode des Podcast City Transformer. Heute haben wir als Gast Frau Dr. Carola Croll von der Stiftung Digitale Chancen. Sie wird sich gleich noch etwas näher mit ihrem Aufgabenbereich vorstellen. Wir, das sind.

ML: [00:00:37] Michael Lobeck.

FRH: [00:00:38] Und Franz-Reinhard Habbel. Ja, meine erste Frage. Die Standardfrage, die ich immer stelle, geht natürlich an Michael Was gibt es Neues?

ML: [00:00:48] Ja Neues. Also das Neue, was ich im Blick habe, sind zwei Dinge. Das eine ist ich war auf der republica. Das hat mir sehr gut gefallen, wie fast jedes Mal, wenn ich da war. Ich finde das eine sehr anregende Veranstaltung. Ich kriege immer ganz viele Impulse und einen, den ich dieses Jahr mitgenommen habe, den ich schon mal so halb mitgenommen hatte. In einem der Vorjahre war noch mal die Bedeutung und eben auch die Möglichkeit von einer spezifischen Form von lokalem Journalismus, weil der geht uns ja in einigen Enden flöten, in der Republik sozusagen der klassische Lokaljournalismus. Und ich habe noch mal einen Vortrag gehört von David Schraven von Correctiv, der dafür geworben hat, so eine Art Community Journalismus zu machen. Nicht in Konkurrenz zu den klassischen Angeboten, sondern als Ergänzung. Und er hat noch mal deutlich gemacht Es ist eigentlich ganz einfach. Man kann sich also er macht es zum Beispiel in Bottrop so Er setzt sich jeden Samstag auf den Marktplatz und guckt, ob da Leute kommen und ihm Geschichten erzählen, die er dann recherchiert und aufbereitet. Und er sagt Das ist ja heute ganz einfach möglich. Ob man es jetzt mit im Newsletter macht oder mit einem Video oder wie auch immer, das ist ja technisch eigentlich keine Herausforderung mehr. Das fand ich das eine, was für mich jetzt neu war oder noch mal angeregt wurde, drüber nachzudenken. Und das zweite ist das Thema KI, was wir ja auch schon hatten. Wahrscheinlich haben das die meisten Hörerinnen und Hörer schon gehört. Ich fand aber die die Nachricht sehr lustig. Ich habe es jetzt nicht genau rausgesucht, aber ich so in ungefähr, dass ein Rechtsanwalt in den USA irgendwelche Einwände und und Papiere geschrieben hat und die eingereicht hat bei Gericht und dann klar war, okay, die KI hat sich da ein paar Urteile ausgedacht, auf die er sich bezieht, die es leider nicht gibt. Und da ist er dann ziemlich mit vor die Wand gefahren. Und da müssen wir, glaube ich, gerade alle miteinander lernen, wie wir diese Tools vernünftig benutzen. Also das waren die zwei Sachen, die ich sozusagen gerade aktuell habe. Hast du noch was Franz-Reinhard?

FRH: [00:02:53] Ja, wenn wir schon über Veranstaltungen reden Ich war die letzten beiden Tage auf dem Zukunftskongress hier in Berlin. Eine ziemlich große Veranstaltung mit inzwischen mehr als 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Man war froh, mal wieder nach zwei, drei Jahren zusammenkommen zu können, was ja auch ein wichtiger Punkt ist, sich auszutauschen. Und im Zentrum standen natürlich die klassischen Themen wie Onlinezugangsgesetz. Aber, und das war für mich auch sehr spannend das Thema KI mit großer Geschwindigkeit kommt dieses Thema Künstliche Intelligenz gerade im kommunalen Bereich jetzt auf die Tagesordnung, wobei wir feststellen, dass doch noch eine große Unsicherheit besteht Was ist das überhaupt? Es geht ja nicht nur um getippt, sondern es geht um Automatisierung im weitesten Sinne. Es geht um Dunkelverarbeitung. Ein neues Wort. Was bedeutet das Berliner Los? Verwaltungsvorgänge, die keine Ermessensentscheidung beinhalten. Abgearbeitet werden quasi und nur noch bestimmte, ganz wenige Dinge, wenn es um physikalische Ausgaben von Müllgefäßen geht, von Menschen gemacht werden. Alles andere läuft im Prinzip vollautomatisch ab. Das sind Entwicklungen, die vor allen Dingen vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels auch auf der Veranstaltung ziemlich intensiv diskutiert wurden. Man wundert sich, wenn dort dann im Saal 100 Leute sind, die eben nur einer solchen Session folgen, die sich mit diesem Spezialthema beschäftigt.

FRH: [00:04:25] Wir sind früh dran. Die Frage ist allerdings, ob wir das nicht zeitlich wieder verspielen und darüber erst mal lange debattieren. Auch Zuständigkeiten hin und her bewegen und dann erst zu regulativen Regelungen oder Änderungen kommen oder Maßnahmen kommen, die uns in die Lage versetzen, auch mit solchen neuen Instrumenten dann auch arbeiten zu können. Das war jetzt mal so eine kurze Darstellung neben den sonstigen Themen, die auf größeren Veranstaltungen ja in vielfältigster Form auch vermittelt werden. Wobei inzwischen auch so eine Art Inflation von Themen entsteht, wenn man überlegt, dass man auf so einer ja drei Tages Veranstaltung hunderte von Themen und hunderte von Workshops hat, dann ist es schwierig überhaupt sich selber zu navigieren durch diese Veranstaltung. Und man muss schauen, dass man da mit einem klaren Leitstrahl auch sich vorher schon. Beschäftigt, um zu wissen, was ist denn wichtig und was will ich auch entsprechend mitnehmen. Das mal so als Eindruck von einer gerade weiteren Großveranstaltung. Nach der von Dir geschilderten republica.

ML: [00:05:28] Ja, wunderbar. Ja, dann darf ich ganz herzlich noch Frau Dr. Carola Croll begrüßen, die heute zu uns gekommen ist ins virtuelle Studio. Frau Dr. Croll arbeitet bei der Stiftung Digitale Chancen als Projektleiterin. Frau Croll, vielleicht mögen Sie einfach am Anfang mal sagen, was Sie da so machen und was die Stiftung Digitale Chancen so macht.

CC: [00:05:51] Ja, ich versuche mich da kurz zu halten, denn die Stiftung Digitale Chancen gibt es inzwischen seit über 20 Jahren. Wir haben im letzten Jahr Jubiläum gefeiert und seit 20 Jahren machen wir Arbeit im Bereich digitale Chancen, digitale Teilhabe, Inklusion und digitale Gesellschaft. Wir sind projektgefördert auf Bundesebene, Landesebene, europäischer Ebene, aber auch aus der Wirtschaft und haben im Prinzip einen bunten Strauß an Projekten. Ich arbeite hauptsächlich für das Projekt Digitale Dörfer Niedersachsen, bin dort auch die Projektleitung. Und mit dem Projekt Digitale Dörfer Niedersachsen werden wir uns ja heute noch ein Weilchen beschäftigen. Da geht es spezifisch um ländliche Entwicklung am ganzen Bundesland Niedersachsen. Die Projektgeschichte, denke ich, können wir auch noch ein bisschen besprechen. Das ist ja von Vom Dorf zum Bundesland der Transfer passiert. Ansonsten darüber kennen Herr Habbel und ich uns auch arbeite ich beim Projekt Smarthero Award. Ein sehr schönes Projekt, bei dem wir in den letzten neun Jahren Projekte ausgezeichnet haben. Organisationen, Institutionen, die im Bereich Social Media Arbeit machen, Social Media for Social Good. Ein sehr schönes Projekt, Was sehr viel Spaß macht, war es auch, die gesamte Bandbreite des Engagements in Deutschland widerspiegelt. Und ich habe mir im Vorhinein ein bisschen Gedanken gemacht, welche anderen Projekte denn zur ländlichen Entwicklung bei uns passen.

CC: [00:07:15] Und neben den digitalen Dörfern Niedersachsen, die das explizit machen, sind wir ganz früh schon gestartet und haben zum Beispiel mit den IT Landfrauen schon vor 20 Jahren zusammengearbeitet. Und das finde ich immer ganz spannend, dass wir jetzt mit den digitalen Dörfern in Niedersachsen da so ein bisschen zu unseren Wurzeln zurückkehren. Und aktuell haben wir ein zweites Regionalprojekt. Das ist in Schleswig Holstein angesiedelt, mit der AWO zusammen, wo es um die Qualifizierung der AWO Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen geht. Es heißt Moin. Die Abkürzung steht für Miteinander Online im Norden. Und das zweite Projekt, was ich gerne noch ein bisschen hervorheben möchte, weil es aktuell glaube ich, in aller Munde ist, ist in der letzten Woche ganz frisch gestartet. Zumindest für die, für die es am relevantesten ist. Das ist der Kulturpass. Die Stiftung macht das Communitymanagement für den Kulturpass sowohl für die Jugendlichen als auch die Kulturschaffenden. Und beim Kulturpass ist auch ein starker Fokus darauf gelegt, dass Jugendliche aus ländlichen Räumen an Kultur beteiligt werden können oder eben auch in den ländlichen Räumen die Kulturschaffenden die Möglichkeit haben, über Streamingdienste die Jugendlichen mitzunehmen.

FRH: [00:08:26] Eine beeindruckende Fülle von Projekten, die sie da gerade geschildert haben, die ja ein wichtiges Element enthalten, den ländlichen Raum zu stärken. Wenn ich das mal so heraushöre. Deswegen sollten wir vielleicht mal anfangen mit dem ersten Teil, den sie nannten digitale Dörfer. Vielleicht können Sie da so einen kurzen Status mal uns geben. Dieses Modell gibt es ja auch schon in Rheinland Pfalz. Dort ist es ja von Fraunhofer mit dem Land entwickelt worden, aber auch in Bayern unter dem Namen Bayernfunk, respektive auch verschiedene andere Ansätze, dann in Brandenburg etc.. Was ist denn das Spezifische jetzt in Niedersachsen an dem Projekt und wo stehen Sie da gerade?

CC: [00:09:09] Ja, ich versuche in einem ganz kurzen Abriss der Geschichte zu machen. Darüber kennen Herr Lobeck und ich uns auch. Mit dem Projekt Bremke Digital sind wir vom BMEL im Förderprogramm Land Digital gefördert worden, ab 2018. Und haben dort ganz eng mit dem Innendorf Bremke. Das liegt in Südniedersachsen in der Einheitsgemeinde Gleichen im Landkreis Göttingen zusammengearbeitet und Ziel war es, eine Informations und Kommunikationsplattform aufzubauen. Wir haben als erstes aber recherchiert, was gibt es da schon und haben festgestellt, da gibt es viele Angebote. Und so sind wir dann mit dem von Ihnen schon erwähnten Fraunhofer Institut für Experimentelle Software Engineering oder kurz auch IESE zusammengekommen. Wir haben mit dem Mittelgeber vereinbart wir machen keine Entwicklung von irgendetwas, was es schon gibt, sondern wir nehmen das Geld und stecken es in eine Weiterentwicklung von bestehenden Angeboten, haben also eine Ausschreibung gemacht. Und das Dorf Bremke mit seinen 900 Einwohnenden hat sich dafür entschieden, die digitale Dörfer Plattform zu nutzen und sie weiterzuentwickeln. Das Schöne ist die Weiterentwicklung, die in Bremke passiert sind. Die stehen deutschlandweit und sogar auch in Österreich und Belgien allen Kommunen zur Verfügung, die die Digitale Dörfer Plattform nutzen. Das hat also da schon so einen gewissen nachhaltigen Effekt. Und wir haben ringsum auf den anderen Dörfern gehört, die haben alle gesagt, Wollen wir auch.

CC: [00:10:30] Wir konnten also noch während der Laufzeit von Bremke Digital das auf die Kommune ausweiten, auf alle 16 Dörfer der Einheitsgemeinde gleichen und haben dann gesagt, das wäre doch etwas. Im Jahr 2020 brauchen wir alle ein bisschen mehr digitale Kommunikation, um viele andere Dinge zu überbrücken. Kann nicht das ganze Land Niedersachsen ähnlich wie Sie eben gesagt haben, wie Bayern oder auch Schleswig Holstein oder Rheinland Pfalz sagen Wir finanzieren das. Und Niedersachsen hat an dieser Stelle gesagt Super Idee. Aber das Ganze braucht eine Begleitung, damit es auch wirklich ankommt. Wir wollen nicht einfach etwas zur Verfügung stellen, was niemand nutzt, weil niemand gut davon weiß. Und das fanden wir eine klasse Idee und haben in anderthalb Jahren Reallabor Phase seit Beginn 2021 bis Mitte 2022 mit vier Landkreisen Göttingen, Goslar, Northeim und Holzminden hier im Süden Niedersachsen angefangen und haben schon während der Zeit gehört Das ist spannend, das wollen wir auch. Und seit ziemlich genau einem Jahr, seit Juli 2023 22, ich wiederhole das noch einmal Seit Juli 2022 machen wir das im gesamten Bundesland, also für alle Kommunen, in allen Landkreisen. Und wir arbeiten mit dem Fraunhofer IESE als Projektpartner zusammen. Und in Niedersachsen wird es gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Bundes und Europaangelegenheiten und regionale Entwicklung.

ML: [00:11:51] Und das finde ich tatsächlich sehr spannend. Die Frage, die mich noch umtreibt, ist, ähm, oder zwei Dinge eigentlich. Das eine ist, Sie haben angedeutet, Sie wollten keine neue Software entwickeln. Dann würde mich interessieren. Konnten Sie die denn ein bisschen anpassen, sozusagen mit mit Fraunhofer zusammen? Oder müssen Sie da quasi gibt es das als Standard von der Stange? Das haben Sie ein bisschen angedeutet, aber da noch mal reinzugehen, was ist da jetzt, was kann man da machen? Und das Zweite, was mich interessiert, ist Was genau machen Sie denn dann eigentlich sozusagen mit den Leuten vor Ort, oder was brauchen die also, um mehr zu kriegen als jetzt nur die Software in Anführungsstrichen?

CC: [00:12:26] Ja, dann fange ich mal mit dem von der Stange an, das finde ich nämlich sehr schön, denn die Digitale Dörfer Plattform ist eher. Wie ein Baukastensystem. Oder wenn wir bei der Kleidung bleiben. Das ist die Kleiderstange, wo ich mir das T Shirt und die Hose zusammenstelle, die ich haben möchte. Und wir haben im Niedersachsenkontext bestimmte Bausteine dieser Plattform mit drin, die finanziert werden, andere, die relativ kostengünstig dazu gebucht werden können. Denn das muss man dazu sagen, das Fraunhofer IESE hat ein Non for Profit Angebot. Das ist kein kommerzielles Angebot, also für Kommunen erschwinglich, auch wenn die Förderzeit ausläuft. Und seit dem Beginn seit Prince Digital ist die Weiterentwicklung ein wichtiges Thema. Und Bremke hat damals gesagt Wir haben bestimmte Vorstellungen und Ideen und Fraunhofer. Jede hat dann gesagt, wir können Lösungen A, B oder zehn machen. Alles kriegen wir nicht umgesetzt, dafür reichen die Mittel nicht. Und die Leute vor Ort haben sich dann entschieden, zwei Dinge weiterzuentwickeln. Einmal eine Terminplanung Funktion für die App, den Dorffunk, die dann entwickelt wurde und inzwischen deutschlandweit allen zur Verfügung steht, die die Funkapp nutzen. Und das zweite war der digitale Schaukasten. Das ist eine Idee der Ortsbürgermeisterin damals gewesen, die gesagt hat Ich bin ehrenamtlich und ich möchte nicht dreimal die Woche etwas ausdrucken und zum analogen Schaukasten laufen und es dort hinhängen. Irgendwann ist der auch voll. Die Meldungen sind alle wichtig. Gibt es da keine digitale Lösung, die vor allen Dingen auch die Leute mitnimmt, die noch kein Smartphone haben und vielleicht auch etwas skeptisch sind? Also ist dieser Schaukasten im Südniedersachsen Kontext in Bremen entwickelt worden und auch der steht deutschlandweit allen zur Verfügung. Im Projekt Digitale Dörfer Niedersachsen zeichnen wir aktuell Modellkommunen aus, die aus dem Projekt Kontext den Schaukasten finanziert bekommen, also die Hardware dafür. Und Ihre zweite Frage müssen Sie einmal noch wiederholen. Ich hatte mir schon eine Antwort überlegt, aber jetzt habe ich sie aus dem Blick verloren. Naja, sagen Sie, gutes Stichwort.

ML: [00:14:19] Ja, es ging mir darum, was sozusagen Sie mit den Leuten dann tun, Was Sie. Was ist Ihr Angebot für die Leute? Dass die jetzt nicht sozusagen alleine mit dieser Software unterwegs sind? Oder was brauchen die, Was braucht sozusagen so ein Angebot im ländlichen Raum?

CC: [00:14:34] Ja, genau das ist das, was wir als Stiftung digitale Chancen mit reinbringen. Wir begleiten die Kommunen von der Entscheidungsfindung bis zur Freischaltung und darüber hinaus. Wir haben im Südniedersachsen Kontext eine Toolbox entwickelt, der digitale Werkzeugkasten, wo alles, was wir entwickeln, zur Verfügung steht. Wir haben auch ein paar Printmaterialien, aber das meiste machen wir digital. Wir sind schließlich ein digitales Projekt, eine digitale Stiftung und etwas von einem Dorf auf Bundesland zu skalieren, das klingt sehr einfach. Oder vielleicht auch nicht so einfach. Wir hören relativ genau zu, was die Menschen brauchen und entwickeln daran unsere Materialien. Das heißt, wenn wir wirklich merken, eine Kommune möchte das gerne machen, aber das sind eher die Ehrenamtlichen, also jemand von der Feuerwehr oder jemand aus der Kirchengemeinde, die sagen, wir wollen das unbedingt umsetzen, Aber unser Bürgermeister, der ist noch ein bisschen skeptisch. Könnt ihr uns da helfen? Dann haben wir eine Informationspräsentation, die bei der Entscheidungsfindung helfen kann, die man dann mitnehmen kann in so eine Ortsratssitzung oder auch einfach nur zum Bürgermeister und sagen kann Ich erzähl dir mal, wie’s geht. Dasselbe machen wir, wenn das Ganze dann freigeschaltet ist oder wenn der Prozess der Freischaltung in Arbeit ist. Dass wir die Menschen dabei unterstützen, wie sie wirklich auch die Plattform nutzen können, wie sie damit arbeiten können. Und das Dritte, was etwas größer ist, ist natürlich die Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Wir stellen Material zur Verfügung, was man individualisieren oder auch einfach so ausdrucken kann, um das vor Ort zu bewerben.

FRH: [00:15:57] Jetzt haben Sie viel von Technik gesprochen, von Tools, von der Toolbox, von Materialien, die Sie zur Verfügung stellen. Wie kommt denn Leben in das System? Das heißt also, welche redaktionellen Aktivitäten laufen von wem, wann und wie? Wie wird das angenommen? Von der Zivilgesellschaft im weitesten Sinne? Gibt es dort freiwillige Ehrenamtliche, die sich da engagieren und quasi Inhalte einstellen? Was sind unter anderem auch so die besonderen Anwendungen? Vielleicht können Sie da noch was zu sagen. Aber zunächst mal Wie wird das System mit Leben erfüllt, damit es nicht nur noch eine technische Hülse bleibt?

CC: [00:16:36] Ja, da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Das ist schön, dass Sie das ansprechen. Also das Ganze besteht hauptsächlich aus zwei Teilen. Man hat die App, in der App gibt es verschiedene Kanäle. Das ist der Plausch, wo man einfach über verschiedene Dinge reden kann. Es gibt die Kanäle Biete und Suche, wo man Nachbarschaftshilfe aktiv leisten oder auch finden kann. Und es gibt Gruppen, wo man zu bestimmten Themen eine Gruppe gründen kann. Zum Beispiel die Feuerwehr kann eine Gruppe gründen oder auch wenn es um. Bleiben wir beim Thema Feuerwehr, wenn es zum Beispiel um das Osterfeuer geht. Klassisch etwas, was die Feuerwehren ausrichten. In den letzten Jahren würden wir aber immer wieder Wir schaffen das nicht alleine, wir brauchen andere Vereine. Gründet man eine Gruppe Osterfeuer 2024 und alle Engagierten können zusammenkommen und können darüber schnell und niedrigschwellig kommunizieren. Das sind die Dinge, die nur in der App funktionieren. Aber es gibt die Möglichkeit, von außen Informationen in die App einzuspielen. Und das eine ist, dass man einer Webseite sich über das Projekt selber erstellen kann. Das ist eine Lösung, die im Projekt kostenpflichtig dazu gebucht werden kann, aber relativ günstig ist. Wenn eine Kommune sagt Wir haben gerade keine Webseite, wir wollen uns eine neue erstellen. Kann man die dazu buchen? Wenn eine Kommune sagt, wir haben eine total tolle Webseite und auf der Webseite gibt es schon Veranstaltungen und Neuigkeiten, dann können wir die mit einem Plugin so anschließen, dass man im Backend anklicken kann, soll im Dorfkrug oder auch im digitalen Schaukasten landen.

CC: [00:17:58] Das ist übrigens auch eine Weiterentwicklung, die in der Reallabor Phase entstanden ist, nämlich im Südniedersachsen. Kontext nicht gewünscht wurde und dann vom Fraunhofer IESE entwickelt wurde, jetzt auch allen zur Verfügung steht, aber eben aus Niedersachsen kommt. Und die dritte Möglichkeit, das ist das niedrigschwellige, das ist die niedersächsische Landnews. Das ist eine landesweite Plattform, die als Sprungbrett gebraucht werden kann. Und über diese Plattform kommt die Zivilgesellschaft rein. Denn wenn man sagt, die kommunale Webseite, die wird von jemandem in der Verwaltung gepflegt, dann ist das ein Nadelöhr. Dann müssen alle ihre Informationen an diese eine Stelle geben, die das dann alles reinstellt. Das wollen wir erleichtern, indem wir sagen Bei den niedersächsischen Landnews können sich auch Vertreterinnen von Vereinen oder aus der Kirchengemeinde, von der Feuerwehr oder von den vielen anderen Organisationen, Einrichtungen, die das Land so vielfältig und bunt machen, ein Konto einrichten können, dort ihre Veranstaltungen und aktuellen Themen einstellen und dann draufklicken auf bitte in den Dorffunk oder wenn es den dann gibt, den Schaukasten und dann landen die Informationen relativ schnell direkt dort.

ML: [00:19:03] Und wie ist jetzt Ihre Erfahrung bisher? Also sowohl ich sage mal bei dem bei Bremke und Gleichen und ich vermute, sie ist gut, weil sonst hätten sie es nicht ausgeweitet. Aber es gibt ja sozusagen von so Städtern wie mir immer der Blick aufs Land, wo ich denke, die kennen sich ja eh alle, also übertreib jetzt mal und warum braucht es dann noch eine digitale Plattform? Und wenn die dann? Wird die dann genutzt? Tatsächlich? Und wenn ja, wofür? Wird sie im Wesentlichen genutzt? Aus ihrer bisherigen Erfahrung? Oder ist das ganz unterschiedlich?

CC: [00:19:33] Das ist tatsächlich unglaublich unterschiedlich und vielfältig und es dauert manchmal ein Weilchen, bis so eine Kommune gemerkt hat, dass sie da etwas tolles, Neues haben, was sie nutzen können. Manchmal ist es auch so, wenn man jetzt 15, 16 Dörfer hat, dass drei davon sofort loslegen, ganz begeistert sind und die anderen eher hinterher kommen. Aber das hat diesen berühmten Stein ins Wasser Effekt, wenn die einen erst mal loslegen und das sind ganz oft die der sagen immer die Macher und Macherinnen, also die, die sowieso engagiert sind, die irgendwie Vorreiter sind, die diesen Innovationsgeist haben und die wollen und die ziehen die anderen mit. Und das läuft dann ganz viel wieder analog. Wo hast du schon vom Dorf gehört? Oder stand doch im Dorf? Guck doch mal nach. Und wir merken aber auch es gibt auch Kommunen, die legen los mit einem Ortsteil und haben innerhalb von fünf Wochen 17 % der Personen vor Ort online. Das ist eine Wahnsinnstat. Die legen dann auch direkt los und gehen auch die ganze Zeit weiter in diesem Tempo. Und dann sehen wir schöne Erfolgsgeschichten. Also eine, die. Na gut, jetzt haben wir gerade noch Juni. Also die Spargelzeit ist noch am Ende. In einem Ortsteil von Burgdorf, Ramlingen Ellershausen stand immer ein Spargelstand vom Supermarkt. Und dieses Jahr? Der Bau lohnt sich doch nicht. Brauche ich nicht, mache ich nicht. Und es gab einen Aufschrei der Empörung im Dorf. Und alle haben gesagt Wo kriegen wir den guten Spargel vom Bauer her? Und dann hat jemand gesagt Dann starten wir doch hier im Dorf mal so eine kleine Petition, wenn ihr auch den Spargelstand wieder haben wollt. Und tatsächlich war der Bauer überwältigt von dem Interesse an seinem Spargel und der Spargelstand wurde wieder aufgebaut. Und im Dorf? Wo kamen dann natürlich gleich die ersten Bilder vom Guck mal, so gut schmeckt der Spargel oder Spargel Rezepte und solche Beispiele gibt es vielfältig. Also da könnte ich jetzt wahrscheinlich mehrere Stunden mit füllen, um schöne Erfolgsgeschichten zu erzählen.

FRH: [00:21:13] Okay. Ich wollte noch mal ein weiteres Thema aufgreifen Wie sehen Sie das Verhältnis zwischen Lokaljournalismus und Dorf und haben Sie da eine persönliche Meinung? Ist das überhaupt ein Thema? Vielleicht können Sie da noch zwei, drei Sätze zu sagen.

CC: [00:21:29] Ja, ich kann vielleicht anfangen damit, dass wir vor zwei Jahren die Bescheidübergabe hatten für die Reallabor Phase in Südniedersachsen. Sie werden sich erinnern, vor zwei Jahren, im April Mai 2021. Da haben wir noch alle Termine digital gemacht. Und tatsächlich war natürlich Presse dazu eingeladen. Und der Lokaljournalist vom NDR sagte Ich komme aus Bremke, das ist ja das Dorf, wo das alles angefangen hat. Ich kann einfach mal erzählen, was hier so passiert. Da hat der Bäcker die Brötchen kam zu spät, Sonntags der Bremker Dorfladen, da kommen sonntags Brötchen. Aber es gab Schneechaos und die Brötchen kamen zu spät. Und ein Post im Dorffunk hat ausgereicht, dass eine halbe Stunde später die Brötchen trotzdem alle ausverkauft waren. Das ist ja toll. Solche Geschichten braucht das Land und darüber müssen wir berichten. Und ich glaube, dass sich Lokaljournalismus und Dorffunk an der Stelle gut ergänzen können. Und dass Journalisten und Journalistinnen ja eben auch Menschen sind, die auf dem Land oder in der Stadt leben und wissen wollen, was los ist. Und da ist der Dorffunk eine schöne Quelle.

ML: [00:22:31] Ich würde noch interessieren, ob es. Ich sage mal, Für mich klingt das alles sehr niedrigschwellig. Also es ist ganz einfach, es zu bedienen und es macht Leute vertraut mit. Also es gibt ihnen Instrumente an die Hand, die das Dorfleben bereichern. Es macht sie gleichzeitig vertraut, niedrigschwellig, mit digitalen Angeboten. Würden Sie sagen, dass das auch dazu beiträgt, dass ich sage jetzt mal, diese Digitalisierung weiter voranschreitet auf dem Land, oder? Also hat es auch Auswirkungen, was Sie nicht, ob Sie das überhaupt beobachten können oder ob Sie das so mitgekriegt haben? Das Keine Ahnung. Sie sagten vorhin mal Ja, dann war vielleicht der ist vielleicht der Bürgermeister noch skeptisch und ist der nachher dann weniger skeptisch? Und macht ihr dann auch noch weitere Schritte, die darüber hinausgehen?

CC: [00:23:16] Ja, das ist eine schöne Frage. Wir sind ja alle in unserer Digital Bubble in irgendeiner Form mit dem Onlinezugangsgesetz beschäftigt. Und wir sehen, wie digitale Dörfer, Plattformen und insbesondere den Dorffunk als ein schönes Begleittool, um dabei zu unterstützen. Wenn also Onlinezugangsgesetz Leistungen in einer Kommune etabliert sind, heißt das nicht, dass die Menschen vor Ort wissen, wie sie das nutzen können. Und da habe ich ein schönes Beispiel Meine Mutter lebt auch in Niedersachsen und musste letztes Jahr ihren Führerschein umtauschen und sagte Ich weiß gar nicht, wo ich hin muss. Muss ich das bei der Stadt machen oder muss ich das beim Landkreis machen? Die wohnt in der Heide und sagte Ich weiß nicht, ob ich noch Leute oder Schnee bringen muss. Wenn sie den Dorf umgeben, dann könnte ich doch einfach im Dorf noch mal fragen. Ich bin ja nicht die Einzige, die in diesen Jahrgängen, die das austauschen müsste. Tatsächlich konnte sie das noch nicht. Sie hatte dann Glück und hat bei einem richtigen Ort den Termin gemacht. Aber das ist doch toll Und so was muss es dann fürs Onlinezugangsgesetz auch geben, dass die Leute einfach nachfragen können Wie kann ich das machen? Kann mich jemand unterstützen? Und das ist auch etwas, was wir im Projekt machen wollen. Wir wollen Unterstützungsangebote schaffen, wir wollen digitale Dorfheldinnen qualifizieren. Das sind die Menschen, die vor Ort dabei unterstützen können. Und jetzt zum Zweiten Teil Ihrer Frage. Das ist noch schwer messbar. Also was wir im Projekt auch machen wir sind ein Forschungs und Entwicklungsprojekt ist Daten sammeln und erheben und für die Kommunen teilweise solche Customer Journey erstellen, dass wir ganz genau wissen, wann war der Erstkontakt, wann waren dann weiterführende Kontakte, Wann hat sich die Kommune entschieden mitzumachen und wie geht es danach weiter? Haben Sie sich vielleicht als Modell Kommune beworben und sind so ein Vorzeigebeispiel, ein Leuchtturm im Land, weil es besonders gut geklappt hat? Oder ist es vielleicht auch wieder eingeschlafen? Das ist aber etwas, was eher in der zweiten Projekthälfte eine Rolle spielt.

CC: [00:24:59] Gefördert werden wir bis zum 30. 06. 2025. Das heißt, wir sind jetzt erst einmal in einem von drei Jahren und zu Beginn. Die reale Laborphase war wirklich relativ, ein Dauerlauf, in dem wir sehr schnell sehr viel evaluiert haben und festgestellt haben, wir brauchen mehr Zeit, wir brauchen das ganze Land. Und an einer Stelle kann ich sagen Wir haben zum Beispiel die Samtgemeinde Dransfeld in Südniedersachsen, auch im Landkreis Göttingen. Da hatten wir ganz, ganz früh Kontakt mit jemandem, der einen Mitgliedsgemeinde. Die haben gesagt, finden wir super, wollen wir machen. Und es hat über ein Jahr gedauert, bis wir dann mal einen Termin hatten, wo auch der Samtgemeinde Bürgermeister dabei war, der dann relativ begeistert war. Und dann hat er aber unglaublich viele andere Dinge auf dem Teller, hat dann im Sommer letzten Jahres ein Gespräch mit meiner Kollegin geführt, die ihre Masterarbeit über das Projekt geschrieben hat. Hat kurz danach den Antrag eingereicht, der auch sehr niedrigschwellig ist, und hat dann gesagt Wir wollen im Januar starten. Als wir im Januar freigeschaltet wurden, kam dann noch mal die Rückmeldung Wir können nicht sofort loslegen. Wir haben gerade noch ein paar Prozent Leistungen umgesetzt. Wir müssen den Dörfern jetzt noch mal ein bisschen Softstart machen. Und wenn man sich das anguckt, hat das über zwei Jahre gedauert, bis es dann wirklich losgegangen ist. Aber dann hatten wir auch alle mit an Bord.

FRH: [00:26:12] Aber interessant ist ja Frau Croll, dieses, ich will mal sagen geronnene Wissen aus den Projekten, was bei ihnen zusammenläuft, das wieder rückzuspielen in die Verwaltung hinein, um mit diesen neuen Erkenntnissen dann auf anderen Punkten aufzusetzen und die Lerneffekte quasi mit zu übergeben. Und dann auf einer höheren Ebene sage ich jetzt mal die, das Ganze dann auch zeitlich beschleunigt wieder aufzusetzen, so ein Kreislaufmodell zu beginnen, wo eben diese zusätzlich dann wieder neu gewonnene Wissen wieder anderen verfügbar gemacht. Also das finde ich bei Ihrem Projekt schon sehr, sehr spannend, was wir eigentlich selten haben. Und insofern komme ich dann auch zum Stichwort Nachhaltigkeit. Fraunhofer ist ja eine Einrichtung, die in erster Linie Forschung macht und nicht als Betreiber auftritt. Jetzt für für schon erforschte oder erforschte Services im weitesten Sinne. Wie sehen Sie da, gibt es da in Niedersachsen Überlegungen, dieses Projekt in eine langfristige, langfristige Form zu bringen, auch wenn eben die Unterstützung von Fraunhofer da vielleicht nicht mehr so aktiv sein kann aus den gerade von mir genannten Gründen.

CC: [00:27:25] Ja, so ist das ähnlich bei der Stiftung ja auch. Wir sind ja auch Projekt gefördert. Das heißt, erst mal haben wir jetzt ein Planungszeitraum von drei Jahren für dieses Projekt. Und uns ist vollkommen klar, dass so eine Kommune nicht sagt, wir machen das jetzt und noch nicht darüber nachdenkt, wie finanzieren wir das in drei Jahren? Oder wenn man jetzt in zwei Jahren. Die Kostenmodelle vom Fraunhofer IESE sind relativ niedrigschwellig. Das ist also auf Kommunen ausgelegt, das ist non for profit. Und wie Sie schon sagen, das ist ein Forschungsinstitut, Das ist also ich würde mal sagen, ein Nebenprodukt eines Forschungsprojektes, was damals in Rheinland Pfalz gestartet wurde und wird jetzt über Projekte weiterentwickelt und über den relativ niedrigen Beitrag von Kommunen, die nicht mehr im Projektförderung sind, weiter finanziert. In anderen Bundesländern haben Sie da richtig gesagt, gibt es landesweite Finanzierungen und da ist Fraunhofer IESE gerade daran, das Hoch zu skalieren und zu sagen, was würde es jetzt für einen Teil der Plattform kosten, Was würde es? Wenn das halbe Bundesland mitmacht? Oder was wird es sogar kosten, wenn das ganze Bundesland mitmacht, um eben schon frühzeitig darüber nachzudenken, ob auch in Niedersachsen eine landesweite Förderung durch eine Einrichtung, Organisation oder die Politik möglich ist. Und was wir denken, was auch immer möglich ist, weil es eben ein Forschungs und Entwicklungsprojekt ist und das Fraunhofer IESE auch immer sagt Wir arbeiten daran, solange man weiter forschen kann. Ich hab das Gefühl, es gibt noch unglaublich viele Möglichkeiten, diese Plattform weiterzuentwickeln. Sie haben vorhin ganz viel über KI gesprochen. Ich finde KI immer noch ein bisschen gruselig. Aber natürlich ist es eines der Zukunftsthemen. Und das finde ich auch. Das Schöne an der digitalen Dörfer Plattform, dass es absolut offen ist und auch zukunftsorientiert ist zu gucken, wo bewegt sich unsere Welt hin, wo bewegt sich Niedersachsen hin, wo bewegt sich Deutschland hin und wo bewegen wir uns mit der Digitalisierung hin und möchten daran vielleicht anknüpfen? Das also so ein bisschen der Blick in die Zukunft. Genau kann ich das auch nicht sagen. Zwei Jahre ist dann doch noch eine vergleichsweise lange Zeit.

ML: [00:29:19] Was ich noch interessant finde ist Sie haben ja sich ausdrücklich für ein Produkt entschieden, was schon auf dem Markt war. Und jetzt könnte man ja auch sagen na ja, Facebook war ja auch schon auf dem Markt. Also wo ist sozusagen beispielsweise der Vorteil zu bestehenden sozialen Netzwerken, die man ja auf dem Dorf genauso nutzen könnte? Man kann eine Gruppe bilden und man kann all diese Dinge machen. Wenn Sie das noch mal, das fände ich noch mal spannend klar zu machen, wo ist da einfach der Vorteil von dem Instrument, was Sie jetzt nutzen?

CC: [00:29:50] Es ist sehr viel datensicherer. Die Server stehen in Deutschland und Europa ist DSGVO konform. Und den zweiten Vorteil, den ich unglaublich spannend finde, der uns in der Arbeit auch unglaublich viel Freude macht, ist, dass die Menschen hier in Niedersachsen ganz konkret an der Weiterentwicklung teilhaben können. Das gilt für andere Projektkontexte bei den digitalen Dörfern. Auch bei uns ist es aber ganz konkret Teil des Projektes. Wir haben gerade eine Bedarfserhebung durchgeführt und die Menschen, die das schon nutzen, gefragt Wo drückt denn der digitale Schuh noch? Was wollt ihr denn noch an dieser Plattform haben? Und dann hat uns überrascht Wir sind gerade an der Auswertung und haben festgestellt ein Bedarf, der recht häufig genannt ist, der ist sogar im letzten Update im Dorffunk mitentwickelt worden. Schon bevor wir den an Fraunhofer viele weitergegeben haben, ist der anscheinend auch aus anderen Kommunen gekommen. Und das ist auch das Schöne. Alles was in Niedersachsen entwickelt wird, steht allen zur Verfügung und alles, was andere entwickeln, steht in Niedersachsen auch zur Verfügung. Das heißt, bei Facebook habe ich eigentlich kein Mitspracherecht, wenn jemand etwas postet oder querschießt und Dinge im Dorffunk unterbringt, die da nichts zu suchen haben, dann kann ich das melden und das ist schnell weg. Wenn es wirklich gegen die Nutzungsbedingungen verstößt.

FRH: [00:31:00] Wenn das Handy auch.

CC: [00:31:01] Hoch oder meta im Kontext was meldet, dann ist es nicht so schnell weg und manchmal wird es auch gar nicht gelöscht, obwohl es wirklich widerspricht in dem, was man dort posten sollte und dürfte.

FRH: [00:31:11] Das haben wir auch festgestellt. Ich habe ja eine Untersuchung gemacht, auch in Sachen Lokalfunk, Dorffunk versus Facebook oder Instagram usw und so fort. Dass Hass und Hetze hier weniger stattfinden, weil die Leute unter anderem sich auch kennen und das zuordnen können. Mein eigentlicher Hinweis war aber es ist werbefrei. Das ist ja, glaube ich nochmal ein ganz wichtiger Aspekt, eben hier nicht ein Modell zu entwickeln, was Werbung treibt. Das ist ja das klassische Geschäftsmodell von Facebook auch. Und man sieht ja die Unterschiede, wie man in bestimmte Richtungen auch gelenkt wird durch zusätzliche Werbung usw. Das entfällt ja bei diesem Thema weitgehend. Wobei man Werbung und Werbung auch noch mal unterscheiden kann. Was ist Werbung? Wo hört ihr auf? Öffentliche Informationen über Dinge, die in der Stadt passieren? Von Veranstaltern oder Kinobesuchen würde ich mir jetzt nicht als diese klassische Werbung da bezeichnen, aber jedenfalls ist es den Grundsätzen. Gibt es da Unterschiede Auch Absolut.

CC: [00:32:11] Und das ist es auch. Also ich sage mal so, wenn jetzt jemand sagt, ich schlachte und habe noch ein paar Würstchen übrig, wer möchte die haben, verkaufe ich günstig, dann wird das auf jeden Fall geduldet, weil das ja eben doch auch ein Mehrwert hat und die regionale Wirtschaft ein bisschen ankurbelt an der Stelle und auch die Nachbarschaftshilfe. Aber wenn ein Cafe sagt, wir posten jetzt jede Woche unsere Sonderangebote, dann wird man auch schon mal freundlich darauf hingewiesen, dass das hier eher nicht gewünscht ist und dass das auch gegen die Durchführung Regeln verstößt. Und das finde ich sehr schön. Das passt wieder zu dem, auch wenn Leute Inhalte posten, die noch nicht gesehen sind. Es reguliert sich selbst. Will sagen, man kennt sich im Dorf und man kennt sich, ob man nur analog oder digital zusammen ist. Die große oder die weniger große Hürde, bei Facebook oder Twitter etwas zu posten, was vielleicht unhöflich oder unfreundlich ist, die ist im Dorf einfach weitaus höher. Im Dorf wird nett miteinander umgegangen und wenn das nicht der Fall ist, dann wird man darauf hingewiesen. Da gibt es zahlreiche Beispiele, wo wirklich die Gemüter ein bisschen hochkochen und wo man merkt so, jetzt reicht aber auch mal ein bisschen und dann lesen wir mit und denken uns, na ja, müsste man da jetzt was melden? Und dann kommt meistens jemand aus dem Dorf und sagt Seid nett zueinander, habt euch lieb und trefft euch doch mal auf ein Bier und sprecht drüber. Und das finde ich sehr schön, weil dann ist es halt wirklich so wie und ich sage das Zitat sehr gerne meine Kollegin, die ja wohl bald mal gesagt hat, Wir wollen das Gespräch über den Gartenzaun nicht verdrängen, sondern den Gartenzaun nur vergrößern. Und das finde ich auch sehr wichtig zu sagen, das ist ein digitales Projekt, Aber es ist kein Projekt, was das Dorf ausschließlich ins Digitale legen soll, sondern es ist ein Projekt, was das Analoge und das ganze Engagement und die schönen Dinge, die auf den Dörfern passieren, auch noch erweitern soll.

FRH: [00:33:47] Wir haben noch knapp acht Minuten. Am Anfang haben sie unsere Aufzeichnung viele Projekte erwähnt. Ich würde gerne mal das Thema wechseln zu einem anderen Projekt und es ist ihnen überlassen, was Ihnen noch besonders am Herzen liegt, wo Sie unsere Zuhörerinnen und Zuhörer noch drüber informieren möchten.

CC: [00:34:04] Ja, ich nutze die Chance, einmal noch ganz kurz, eine halbe Minute oder Minute etwas zu sagen. Sie sind schließlich der City Transformer und wir werden immer gefragt. Sie heißen digitale Dörfer. Sie haben vorhin gesagt, das heißt Bayernfunk. Warum gibt es denn nicht auch den Hannover Funk oder den Bremen Funk oder wie auch immer? Ja, die App kann nicht immer wahllos umbenannt werden, weil dann steht dieselbe App mit verschiedenen Namen zur Verfügung. Das dulden irgendwann die Apps Stores nicht mehr. Und das ist auch verwirrend. Wir merken im Niedersachsen Kontext, dass relativ viele Städte mitmachen. Ich sitze heute zum Beispiel bei der Stadt Einbeck. Einbeck ist Smart City. Vier der 46 Ortsteile sind schon online. Dazu gibt es noch eine Kernstadt und das Smart City Team hat gesagt Könnt ihr nicht mal vorbeikommen und uns das vorstellen, damit wir gucken können, ob das nicht vielleicht für alle 46 Ortsteile plus Kernstadt in Frage kommt? Ähnlich machen wir das mit anderen Städten. Heute kam gerade ein Antrag aus der Stadt Achim mit allen Ortsteilen, die mitmachen wollen, dass also noch mal ein kleiner City oder Stadt Exkurs Und ansonsten? Bin ich mir gerade unsicher, über welches schöne Projekt ich reden möchte, weil sie alle so schön sind, ich aber nicht in alle so viel Einblick habe. Also wenn Sie sagen. Lassen Sie uns über den Smart Hero Award reden. Dazu kann ich sehr viel sagen. Bei den anderen bin ich ja auch immer nur eine von vielen Kolleginnen. Wir sind gerade bei über 50 Mitarbeitenden angekommen, bei der Stiftung, die noch viel besser zu bestimmten Themen etwas sagen könnten. Also spiele ich den Ball zu ihnen zurück und sage Machen Sie Wunschkonzert? Und ich versuche nach bestem Wissen und Gewissen zu antworten zu dem Projekt.

FRH: [00:35:31] Dann frage ich mal Michael.

ML: [00:35:33] Also mich würde zwei Dinge noch interessieren. Das eine tatsächlich noch mal zu dem zu dem Punkt Bremke digital – gleichen Digital – Niedersachsen digital sozusagen. Welche Rolle da die die Förderung, die sie im Rahmen dieser Belle Geschichte bekommen haben, gespielt hat. Also sozusagen, Sie sind ja eine Stiftung, die sich aus Förderungen finanziert oder aus anderen Beiträgen. Und würden Sie das so einschätzen? Das war jetzt ein spannendes Projekt, und das war hilfreich. Oder würden Sie sagen, Na ja, gut, wenn wir das nicht gekriegt hätten und anders gekriegt, weil jetzt auch egal. Also das wäre so der eine Punkt und der andere wäre. Sie haben vorhin dieses Moin in Schleswig Holstein erwähnt. Das finde ich noch spannend.

CC: [00:36:16] Ja, dann fange ich mal mit Niedersachsen an, Tatsächlich war das die richtige Förderung bzw das richtige Förderprogramm zum richtigen Zeitpunkt. Damals hat Bremke gesagt wir wollen sowas gerne machen. Mit wem können wir das denn zusammen machen? Und ist über das Haus kirchlicher Dienste in Hannover, die unser Projektpartner waren, auf uns aufmerksam geworden. Und dann haben wir gemeinsam geguckt, wo kann man Gelder dafür herbekommen? Und dann kam die Ausschreibung von Land Digital und wir haben gesagt, das passt perfekt zusammen, das machen wir haben einen Antrag gestellt, der anscheinend sehr gut war, denn er hatte ja Erfolg und wir konnten das Projekt durchführen. Und ähnlich war es dann in Niedersachsen auch noch mal, da gibt es kein Förderprogramm. Aber wir sind, glaube ich, zum richtigen Zeitpunkt zum Land gegangen und haben gesagt, wir möchten gerne ein Projekt machen. Wir glauben, dass es gut ist, wenn es auf Landesebene finanziert ist, wenn es diese Verstetigung hat und eben auch den Innovationscharakter, dass wir in Niedersachsen etwas weiterentwickeln, was dann wiederum aus Niedersachsen ins Land strahlen kann. Wir werden im Projekt Handlungsempfehlungen und Praxis Leitfäden entwickeln, die dann wiederum Kommunen, die noch nicht in Niedersachsen dabei sind, helfen können, aber auch anderen Bundesländern zu schauen, Wie kann man so etwas transformieren und wie kann man solche Dinge anwenden? Und das zweite ist miteinander online im Norden. Ich finde ja immer ganz spannend, wenn solche Projekte so unglaublich coole Namen haben und miteinander online im Norden. Moin, für Schleswig Holstein ist glaube ich. Neben dem Smarthero Award, der für Social Media für Anerkennung und Respekt und Toleranz steht, glaube ich unser unsere coolste Abkürzung. Und ich schaue jetzt alle mal, also bei Miteinander Online im Norden. Das ist von der Bundeszentrale politische Bildung gefördert. Und es geht darum, gemeinsam mit den Mitarbeitenden der AWO, die auch bei uns im Stiftungsbeirat sitzen, auf Deutschland Ebene das soziale und bürgerschaftliche Ehrenamt voranzubringen und vor allen Dingen die Menschen, die sich in den Ortsvereinen und Kreisverbänden in Schleswig Holstein bei der AWO engagieren, auch soweit zu qualifizieren, dass sie eben auch das digitale Engagement mit voranbringen können. Soweit erst mal in aller Kürze zu Moin.

ML: [00:38:29] Ja, das ist interessant, dass auch da noch mal einem ein Fördergeber, der also jetzt auch in den Sinn gekommen wäre, als Bundeszentrale für politische Bildung, das auch gut unterstützen kann. Das finde ich wirklich sehr spannend. Franz-Reinhard. Hast du noch eine Frage?

FRH: [00:38:47] Ja, wir sind durch mit der Zeit. Wir haben viele interessante Dinge angesprochen, gerade auch was den Dorffunk betrifft. Wenn man das weiter ausholt. Ich muss mir jetzt darauf hinweisen, dass ich keine Abmahnung haben will. Könnte man das Ganze auch Deutschlandfunk nennen? Aber das ist ja leider nicht mehr möglich, denn der Name ist ja schon. Ist ja schon belegt. Sehen Sie da Entwicklungen? Das wäre meine letzte Frage an Frau Groll, dass sich so etwas auch wirklich deutschlandweit ausweitet und jetzt nicht nur regional oder in einzelnen Bundesländern läuft. Gibt es da Erkenntnisse?

CC: [00:39:21] Ja, ich muss mich einmal noch korrigieren. Ich hoffe, das können Sie noch mit aufnehmen. Das Förderprogramm für Moin ist das Programm Zusammenhalt durch Teilhabe, Das Bundesministerium des Inneren und für Heimat.

FRH: [00:39:34] Vielen Dank!

CC: [00:39:35] Das war mir ganz wichtig. Das habe ich eben noch mal nachgeschaut zur Sicherheit. Und wir hören großes Interesse daran, das Modell Niedersachsen auch auf andere Bundesländer zu transferieren. Das ist so, dass der Dorffunk in gewisser. Zusammenstellung auch in anderen Bundesländern zur Verfügung gestellt wurde. Im Rahmen der Corona Pandemie haben viele Bundesländer gesagt Wir machen das jetzt einfach mal so wie Rheinland Pfalz. Das aber viele merken, fernab von dem, was begleitet wird, wenn es einfach zur Verfügung gestellt wird. Aber die Rahmenbedingungen fehlen. Da keine Prozessbegleitung stattfindet und die Kommunen mehr oder weniger auf sich selbst gestellt sind. Dann funktioniert es nicht so gut, weil die Kommunen sehr viele Dinge auf den Schreibtischen haben und sie dann vielleicht nicht etwas, wo sie sich selber reinarbeiten und reindenken müssen, übernehmen. Das heißt, das Modell, was wir hier in Niedersachsen machen, dass wir die Kommunen gut begleiten und unterstützen, dass wir mit den kommunalen Spitzenverbänden zusammenarbeiten. Wir reisen oder sind durchs Land gereist mit dem Niedersächsischen Städte und Gemeindebund, mit dem Niedersächsischen Städtetag und waren von Bad Bentheim über Braunschweig, Bückeburg und bis auf Norderney und haben den Menschen wirklich sozusagen, ich sag mal, serviergerecht die Informationen gegeben, damit sie wissen, wie sie mitmachen können. Und auch diese Niedrigschwelligkeit, die wir leisten, das ist etwas, wo viele andere Bundesländer Interesse daran haben und wo wir sagen wir schauen mal, wo es hingeht. Aber erst mal sozusagen das Exportgut Niedersachsen. Wir bauen es jetzt hier auf und dann schauen wir mal, was die anderen Bundesländer oder sogar der Bund dazu wieder sagen.

FRH: [00:41:02] Ja, vielen Dank, Frau Dr. Croll, für ihr Engagement, auch der Sache wegen. Das ist ja wirklich sehr spannend. Auch, dass Sie bereit waren mit uns sich dort zu unterhalten und über das Projekt zu berichten. Das letzte Wort hat Michael.

ML: [00:41:15] Ja auch von meiner Seite. Vielen Dank. Ich fand das noch mal sehr spannend, einen schönen Einblick bekommen zu haben und mitzukriegen, was da alles für sehr spannende Potenziale liegen, sowohl noch in Niedersachsen als auch darüber hinaus. an alle Hörerinnen und Hörer noch mal Wenn Sie Themen haben, die für Sie interessant sind, dann senden Sie uns einfach eine Email an info@habbelundlobeck.de. Die erreicht uns beide.

Und ansonsten wünsche ich Ihnen allen einen wunderschönen Sommer. Wir werden sicher eine kleine Sommerpause machen. Mal gucken, wann die nächste Episode erscheint. Aber ein bisschen Pause werden wir jetzt machen. Es wird einfach zu warm. Vielen Dank und kommen Sie gut über den Sommer.